
Das erste sozialpartnerschaftliche Werkstatt-Treffen des Projekts hat am 01.10.2025 in Dortmund stattgefunden.
Start der inhaltlichen Projektarbeit
Am 1. Oktober 2025 fand in Dortmund die erste sozialpartnerschaftliche Werkstatt im Rahmen unseres Projekts We-Transform-ÖPNV statt. Gastgeber war DSW21. Die Veranstaltung brachte die Projektbeteiligten erstmals auch persönlich an einen Tisch.
Beteiligt waren Beschäftigte von DSW21, die ihr konkretes Transformationsprojekt als Betriebsfall einbrachten, sowie die Projektlotsen und Projektlotsinnen der beteiligten Verkehrsunternehmen. Außerdem vertreten war das Projektteam, bestehend aus Vertreter*innen des ISF München, der VDV-Akademie und von ver.di.


Einblicke in die betriebliche Praxis der Transformation
In den sozialpartnerschaftlichen Werkstätten erhalten die Projektbeteiligten jeweils Einblick in ein konkretes Transformationsprojekt eines der beteiligten Verkehrsunternehmen. Diese Beispiele liefern einerseits die Grundlage, um Verkehrsunternehmen bei der Gestaltung von Transformationsprozessen bestmöglich beratend unterstützen zu können. Andererseits dienen sie als Anstoß und Anregung zur Vernetzung der Verkehrsunternehmen untereinander. Übergeordnetes Ziel ist die schrittweise Entwicklung des Qualifikationsprofils „Transformationsgestalter*in“, dessen Aufgabe es künftig sein wird, die erfolgreiche Gestaltung von Transformationsprozessen im ÖPNV zu begleiten.
Hierfür werden Herausforderungen und Lösungen zunächst mit Blick auf den spezifischen Transformationsprozess betrachtet – unter Berücksichtigung der Perspektiven sowohl von Beschäftigten als auch der Arbeitgeberseite. Gemeinsam diskutieren wir, was den Transformationsprozess gelingen lässt und welche nächsten Schritte sinnvoll sind. Es geht aber auch darum, über den Einzelfall hinauszuschauen: Welche typischen Hürden begegnen Transformationsbeauftragten in Verkehrsunternehmen? Welche Kompetenzen oder Unterstützungsangebote braucht es, um sie zu stärken? Welche Themen sollten künftige „Transformationsgestalter*innen“ wie angehen?
DSW21 beteiligt sich am Gesamtprojekt We-Transform-ÖPNV mit einem Betriebsfall, der aus zwei ineinandergreifenden Teilvorhaben besteht: die Digitalisierung der Dienstplanung sowie die Digitalisierung der Disposition für den Fahrdienst. Viele der Beschäftigten, die im Vorfeld der Werkstatt vom ISF München zu diesem konkreten Transformationsvorhaben interviewt worden waren, konnten ebenfalls an der Werkstatt teilnehmen und einen genaueren Einblick in die Herausforderungen geben, die diese Prozesse mit sich bringen.
Austausch als zentraler Baustein der sozialpartnerschaftlichen Werkstätten
Das Werkstatt-Treffen wurde vom ISF München moderiert. Zum Einstieg wurde das Projekt noch einmal in seinen Grundzügen vorgestellt. Ein Impulsvortrag beleuchtete die Ergebnisse des Vorgängerprojekts ÖPNV 4.0. Im Mittelpunkt stand die anschließende Vorstellung und gemeinsame Besprechung des Betriebsfalls bei DSW21. Die Diskussion und Interpretation wurden dann im weiteren Verlauf der Werkstatt in sozialpartnerschaftlicher Zusammenarbeit fortgeführt.
We-Transform-ÖPNV lebt vom Dialog: Der Austausch in verschiedenen Formaten und personellen Konstellationen spielt im gesamten Projekt eine zentrale Rolle. So gibt es regelmäßige digitale Treffen der Projektlotsinnen und -lotsen sowie zahlreiche bilaterale Gespräche zwischen dem Projektteam und den Lots*innen. Die Werkstatt bot nun jedoch die Möglichkeit für den direkten unternehmensübergreifenden Austausch. Dieser ist für das Teilen von Erfahrungen mit Transformationsprozessen im Projekt essenziell.





„Wo brennt es?“ – Herausforderungen digitaler Transformationsprozesse
Im zweiten Teil der Werkstatt stellte das ISF München die Ergebnisse der Betriebsfallstudie bei DSW21 vor. Im Mittelpunkt standen dabei die Erfahrungen der Beschäftigten mit der laufenden Digitalisierung von Dienstplanung und Disposition. Dabei wurde deutlich, dass bei der Digitalisierung dieser Prozesse sehr unterschiedliche Rahmenfaktoren berücksichtigt werden müssen bzw. können – etwa ggf. veränderte Fahrwege, außerplanmäßige Baustellen oder personelle Voraussetzungen und Bedarfe, die sich teils nicht beeinflussen lassen. Diese können in die technischen Parameter bei der automatischen Erstellung von Dienstplänen einfließen und unterschiedlich gewichtet werden. Eine zentrale Frage lautete zum Beispiel: Kann ein digitales System überhaupt „gute Dienste“ erstellen, wenn es unter den Beschäftigten im Fahrdienst kein einheitliches Verständnis davon gibt, was einen „guten Dienst“ ausmacht?
In der anschließenden Diskussion wurden die Fragestellungen aus dem betrieblichen Fall bei DSW21 aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet – u.a. aus Sicht von Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretungen. Gemeinsam wurden zentrale Herausforderungen, Risiken und mögliche nächste Schritte identifiziert.
Dabei zeigte sich unter anderem:
- Arbeitnehmersicht: Ziele sollten u.a. eine Entlastung und gesündere Arbeitsverhältnisse der Beschäftigten sein. Dies kann u.a. so umgesetzt werden, dass aktuelle Verkehrsverhältnisse Berücksichtigung in der Planung finden. Die unterschiedlichen Bedürfnisse der Beschäftigten sollten bei Digitalisierungsprozessen berücksichtigt werden – jedoch muss man sich hier bewusst sein, dass nicht alle Beschäftigten die gleichen Wünsche haben, sondern sich teilweise in ihren Anforderungen auch widersprechen. Daher muss ein Verhandlungsprozess mithilfe des Betriebsrates stattfinden. Weder dürfen die Parameter von oben oder im Hintergrund ohne Beteiligung festgelegt werden, noch darf die Aushandlung der zu berücksichtigenden Faktoren an ein automatisiertes (vermeintlich „neutrales“) System delegiert werden. Transformationsgestalter*innen können hier eine vermittelnde Rolle einnehmen.
- Arbeitgebersicht: Eine der größten Herausforderungen ist es, bei Transformationsprojekten die Ziele klar zu definieren – gerade bei komplexen Rahmenbedingungen und nicht abschließend geklärten technischen Möglichkeiten. Diese Zieldefinition ist für die Verantwortlichen in der Umsetzung ein wichtiges Element, um ihre Arbeit erfolgreich ausüben zu können. Transformationsgestalter*innen können mit partizipativen Methoden und Wissen über die typischen Fallstricke von Transformationsprozessen (z.B. Digitalisierung/Automatisierung) bei der Zieldefinition und bei der Lösung von Zielkonflikten eine wichtige Unterstützung bieten.
Fazit für uns als Projektteam: Das Qualifizierungsangebot Transformationsgestalter*innen, das im Projekt entstehen soll, muss u.a. auch gezielt Kompetenzen fördern, die den Umgang mit Unsicherheit, komplexen Projektsituationen und parallellaufenden Veränderungsprozessen ermöglichen. Typische Problematiken von Transformationsprozessen müssen vorhergesehen, Austausch von Erfahrungen im Vorfeld ermöglicht, Veränderungsprozesse partizipativ ausgestaltet, ein spürbarer Nutzen für alle Beteiligten gesichert und neue Formen der Kooperation und des Wissensaustauschs verstetigt werden.
Die Werkstatt markiert einen gelungenen Start in den praktischen Austausch innerhalb des Projekts – getragen vom gemeinsamen Anspruch, betriebliche Transformation sozialpartnerschaftlich und vorausschauend zu gestalten.
Weitere Rückblicke
