Auftaktveranstaltung in Offenbach am Main

Auftakt zum Projekt „We-Transform-ÖPNV“ am 12.11.2025 in Offenbach am Main

Die Auftaktveranstaltung des Projekts We-Transform-ÖPNV fand am 12. November 2025 im Capitol Theater in Offenbach am Main vor interessiertem Publikum statt und brachte Vertreterinnen aus Verkehrsunternehmen, Verbänden, Gewerkschaften, Politik und Wissenschaft zusammen.

Das vom BMAS sowie der Europäischen Union über den ESF Plus geförderte Verbundprojekt verfolgt das Ziel, Verkehrsunternehmen dabei zu unterstützen, Transformationen erfolgreich und sozial nachhaltig zu gestalten. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung eines neuen Qualifikationsprofils „Transformationsgestalterin“, das Beschäftigte dazu befähigen soll, Veränderungen im Betrieb aktiv, kompetent und lösungsorientiert mitzugestalten. Diese Qualifizierung entsteht partizipativ – insbesondere durch sozialpartnerschaftliche Werkstätten, in denen aktuelle Transformationsprojekte unter Berücksichtigung der Perspektiven der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite diskutiert werden. Die Transformationsbeauftragten der beteiligten Verkehrsunternehmen, die sogenannten „Projektlotsen und -lotsinnen“, erarbeiten gemeinsam mit dem Projektteam Anforderungen an Fähigkeiten, Arbeitsgestaltung und Mitbestimmung.

Die Auftaktveranstaltung bot den Rahmen, das Projekt offiziell vorzustellen, erste Erkenntnisse zu präsentieren, die Transformationsvorhaben der beteiligten Verkehrsunternehmen sichtbar zu machen, den Lotsinnen und Lotsen eine Bühne zu bieten und für ihr Engagement zu danken sowie unternehmensübergreifende Vernetzungen zu ermöglichen.

Ein Auftakt mit Rückenwind

Nach der Begrüßung durch die Moderatorinnen Charlotte Friederich und Dr. Katja Kirsten (beide VDV-Akademie) eröffneten drei zentrale Akteur*innen aus der Region und der Branche die Veranstaltung.

Anja Georgi (links im Bild, Geschäftsführerin der Offenbacher Verkehrsbetriebe GmbH) erläuterte als Gastgeberin der Veranstaltung in ihrem Grußwort die wechselvolle Geschichte des Veranstaltungsortes: Das Capitol-Theater, einst Synagoge, zeitweise Filmspielhaus, ist heute Kulisse für Kunst, Kultur und Begegnung.

Dr. André Kavai (unten links, Geschäftsführer der Rhein-Main-Verkehrsverbund GmbH) machte die Herausforderungen und Chancen der Transformation im ÖPNV deutlich und wies auch auf die Bedeutung der überbetrieblichen Zusammenarbeit hin.

Alexander Möller (unten rechts, Geschäftsführer ÖPNV, VDV) reflektierte die Bedeutung des Gelingens der Transformation für die Zukunft des ÖPNV und verdeutlichte die Wichtigkeit des Projekts „We-Transform-ÖPNV“ für die Branche. Als besonders wichtige Faktoren für die Transformation im ÖPNV stellte er Automatisierung, Fort- und Weiterbildung sowie eine gute Fehlerkultur heraus.

Projektvorstellung: Was We-Transform-ÖPNV vorhat

Im Anschluss skizzierten Tobias Ritter und PD Dr. Marie-Kristin Döbler vom ISF München die Ziele und Hintergründe des Projekts. Sie führten aus, welche Akteure im Projekt zusammenarbeiten und wie praxisnahe Wissenschaft betrieben wird, um ausgehend von sogenannten Betriebsfallstudien das Qualifikationsprofil „Transformationsgestalter*in“ zu entwickeln. Dabei betonten sie immer wieder zwei Aspekte, die für das Gesamtvorhaben und das Selbstverständnis des ISF zentral sind: Partizipation und Sozialpartnerschaft. Sie hoben mit Nachdruck hervor, wie wichtig es ist, Beschäftigte aus unterschiedlichen Bereichen kontinuierlich einzubeziehen und deren Expertise und Erfahrungswissen anzuerkennen und wertzuschätzen. Darüber hinaus verwiesen sie auf die bedeutende Rolle der Sozialpartner, der acht beteiligten Verkehrsunternehmen und des Engagements der Lots:innen, die das Bindeglied zwischen dem Projektteam und den Unternehmen darstellen.

Posterpräsentationen: Die Vielfalt der Transformationsvorhaben

Eine Posterpräsentation im Atrium des Capitols ermöglichte den Teilnehmenden im Anschluss einen tieferen Einblick in die Transformationsvorhaben der im Projekt beteiligten Verkehrsunternehmen. Die Vielfalt der Projekte – von der Digitalisierung betrieblicher Prozesse und des Fahrtrainings über mobile Endgeräte im Fahrdienst bis hin zum automatisierten Fahren – machte sichtbar, dass der ÖPNV in unterschiedlichen Bereichen vor ähnlichen Fragestellungen steht. Während der Posterpräsentation mit Kaffeepause konnten sich die Teilnehmenden zudem mit weiteren Branchenvertretern und -vertreterinnen austauschen und neue Kontakte knüpfen.

Hier können Sie sich die Poster zu den Transformationsvorhaben der im Projekt beteiligten Unternehmen anschauen: Digitale Posterpräsentation.

Einblicke in die Projektarbeit

Nach der Kaffeepause und Posterpräsentation traten Tobias Ritter und PD Dr. Marie-Kristin Döbler (beide ISF München) in einen dialoghaften Austausch mit Zacharias Leis (Betriebsrat und Arbeitnehmerlotse für die Offenbacher Verkehrs-Betriebe) und Stefan Fleige (Arbeitgeberlotse für DSW21).

Lebendig diskutiert wurde über die Aufgaben der Lots*innen im Projekt sowie innerhalb ihrer Transformationsvorhaben im Unternehmen. Gesprochen wurde über die Erwartungen und zentralen Herausforderungen kommender Veränderungsprozesse, die von neuer Technik ausgehen (z.B. KI) oder auf die mit neuer Technik reagiert wird (z.B. Automatisierung als Antwort auf drohenden Fachkräftemangel).  Zacharias Leis sprach die Möglichkeiten einer geplanten Fahrer*innen-App an, die zum Beispiel die Streckenführung, die Schadensmeldung und Unfallaufnahme sowie die Kommunikation über automatische Übersetzung erleichtern könnte. Stefan Fleige wies daraufhin, dass eine solche App bei DSW21 bereits eingeführt ist und man unterstützend zur Verfügung steht. Ebenfalls wurde diskutiert, dass die Transformation das wirtschaftliche Geschehen und den technischen Wandel berücksichtigen müsse und „IT’ler ÖPNV können müssen.”

Stefanie Menke und Dr. Katja Kirsten (VDV-Akademie) hoben anschließend die Bedeutung des Projekts für die VDV-Akademie vor. Sie erklärten die Ausgangssituation der Transformationsbeauftragten in Verkehrsunternehmen als „Helden ohne Cape“ und fragten das Publikum, welche Kompetenzen und Fähigkeiten diese Beschäftigten benötigen sollten, um ihre Arbeit gut zu meistern.

Podiumsdiskussion: Was brauchen Beschäftigte für gelingende Transformation?

Es folgte eine Podiumsdiskussion mit Vertreter*innen aus Unternehmen, Gewerkschaft und Wissenschaft. Unter der Moderation von Dr. Norbert Huchler (ISF München) wurde gemeinsam mit Lisa Gadomski (Fachbereichsleiterin Arbeit und Bildung, VDV), Dirk Brumhard (Betriebsratsvorsitzender, Stadtwerke Bonn), Jessica Marsh (Mitarbeiterin der Personalentwicklung bei rnv GmbH), Andreas Schackert (Bundesfachgruppenleiter Busse und Bahnen, ver.di), Harald Kraus (Arbeitsdirektor, DSW21) und Dr. André Kavai (Geschäftsführer, RMV GmbH) erörtert, welche Voraussetzungen Beschäftigte und Unternehmen benötigen, um Transformationsprozesse erfolgreich zu gestalten. Betont wurden insbesondere die Herausforderung des Umgangs mit den vielen möglichen „Zukünften“ des öffentlichen Verkehrs genauso wie die Chance, mindestens eine dieser Zukünfte schon jetzt aktiv mitzugestalten. Für eine gelingende Transformation seien vor allem die Einbindung der, teils auch kritischen, Perspektiven der Beschäftigten und ihrer Interessenvertretung wichtig – gegebenenfalls auch über die gesetzlichen Vorschriften hinausgehend –, sowie die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg.

Ausblick und Abschluss

Zum Abschluss hoben Tobias Ritter und PD Dr. Marie-Kristin Döbler (ISF München) sowie Armin Duttine (ver.di) zentrale Aussagen des Tages hervor und skizzierten die nächsten Schritte im Projekt. Die Moderatorinnen verabschiedeten die Teilnehmenden mit dem Appell, den begonnenen Austausch fortzuführen und die Anforderungen an Transformationsbeauftragte sowie mögliche Unterstützungsangebote weiterhin gemeinsam mit den anwesenden Verkehrsunternehmen zu diskutieren.

Erste Ergebnisse und erprobte Unterstützungsformate aus dem Projekt sollen der Branche bereits während der Laufzeit zugänglich gemacht werden. Hierfür wird gezielt eine digitale Fachcommunity über das Portal MoNET-Bildung angeboten; bei Interesse wenden Sie sich gern an die VDV-Akademie (friederich@vdv.de), um einen Zugang zur Community zu erhalten.